(Zu)Später Dank an Hanno Klein
Mit Hanno konnten wir diskutieren, flachsen, hart und erfrischend streiten und doch immer wieder gemeinsam handeln. Ihm zu danken für seinen ungestümen Einsatz für unsere Ziele, der Schaffung von wertgleichen Lebensverhältnissen in SO 36, dazu war noch nicht die Zeit.
Die gute Idee, die durchgreifende Sanierung durch einen neuen Prozeß der Stadtentwicklung abzulösen, wäre, trotz des politischen Schubs der damals Verantwortlichen, nicht zu dem Erfolg der Strategien für Kreuzberg gereift, hätte Hanno Klein nicht sein Engagement, Wissen und sein organisatorisches Durchsetzungsvermögen eingebracht.
Heute, bei dem Ausbau der Mitte Berlins, stehen wir vor dem Beginn neuen furchtbaren Streits über Inhalte, Funktionen, Formen und Qualitätsansprüche.
Sein Umsetzungstalent wird fehlen. Die Friedrichstadt, vielleicht die Luisenstadt, wäre mit ihm, wie einst der Südosten, zügig an Verwaltungshemmnissen vorbei entwickelbar.
Claus Annus-Simons, Heinrich Heseding,
Günter König, Günter Kokott, Michael Rädler,
Rudi Pieschker, Gerhard Tröstrum,
Peter Wardin, Gerd Wartenberg, Bernd Wilde,
Burghard Hoffmann, Georg Nassauer
Tagesspiegel, im Juni 1991
Mordopfer Hanno Klein beigesetzt
Nagel: der Referatsleiter war einzigartig / „Er wollte eine neue Stadt inszenieren“
Berlin. Hanno Klein sei „ungewöhnlich und in gewisser Weise einzigartig in der Berliner Verwaltung gewesen. Mit diesen Worten charakterisierte Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) gestern seinen am vorvergangenen Mittwoch ermordeten Referatsleiter. Hanno Klein der einem mit einer Briefbombe verübten Attentat zum Opfer gefallen war, wurde gestern Vormittag auf dem Dreifaltigkeitskirchhof in Kreuzberg in Anwesenheit seiner Angehörigen und vieler Kollegen beigesetzt.
Klein habe gestanden „für das neue, das wiedervereinigte Berlin, für dessen Zukunft er arbeitete und stritt und für das er vielleicht auch sterben musste“, sagte Nagel in einer Rede vor den über 100 Trauergästen. Als einer der ersten sei Klein im Frühsommer 1990 bereitwillig der Bitte gefolgt, den Magistrat in Ostberlin zu unterstützen.
Klein sei „ der Kollege mit immer mindestens zwei Arbeitsplätzen“ gewesen, „charmant und kreativ, witzig und humorvoll, bisweilen aber auch herrschaftlich“, zitierte Nagel eine ehemalige Kollegin des Referatsleiters. Schon lange vor dem Fall der Mauer habe Klein eine „Vision von Berlin“ verfolgt, die „nicht von Routineabwägungen im stadtplanerischen Alltag“ bestimmt gewesen sei und „nicht allein geprägt von der Überlegung, wo denn und in welcher Größenordnung jemand bauen und investieren sollte“. Klein habe eine „neue Stadt“ und „ein neues Lebensgefühl“ inszeniert, sagte der Bausenator. Von den Vorhaben, mit denen Kleins Name verknüpft war, nannte Nagel die „Strategien für Kreuzberg“, die Überbauung des Halenseegrabens und die Neuplanung der Friedrichstadt-Passagen. Klein betreute auch, wie berichtet, die Ansiedlung einer Daimler-Benz-Zentrale am Potsdamer Platz.
Neben Nagel waren sein Amtsvorgänger Georg Wittwer (CDU) und der ehemalige Ostberliner Stadtrat für Stadtentwicklung Clemens Thurmann (SPD) unter den Trauergästen.
Die Polizei, die nach dem Mord an Klein eine fünfzehnköpfige Sonderkommission eingesetzt hatte, fand bis heute keine heiße Spur. Die Echtheit eines am letzten Montag eingetroffenen Bekennerschreibens ist umstritten.
taz, Berlin 26.6. 91